Pöls-Oberkurzheim
Bezirk Murtal

Zweite Papiermaschine in Pöls: Baustart erfolgt: Region kann mit Nachhaltigkeit rechnen

420 Millionen Euro wurden seit 2005 in den Pölser Zellstoffproduzenten investiert. Die Entscheidung zum Bau einer zweiten Papiermaschine lässt diese Zahl auf 550 Millionen Euro ansteigen. 2020, wenn diese in Vollbetrieb läuft, wird sich die Papierproduktion von derzeit 80.000 Tonnen auf 200.000 Tonnen erhöht haben. Verbunden damit ist nicht nur eine beachtliche Umsatzausweitung am Standort sondern auch eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl. „Rund 60 neue Arbeitsplätze werden entstehen, wir suchen Fachkräfte vom Mechaniker über den Meß- und Regeltechniker bis zum Maschinenbetreiber“, so der Vorstand der Zellstoff Pöls AG, Andreas Vogel, der in einem Interview weitere Einzelheiten zum Bau der neuen Papiermaschine bekannt gibt. Die wirtschaftlichen Vorteile werden nicht nur auf das Pölser Unternehmen beschränkt bleiben. Das nachhaltige Projekt mit seinem Investitionsvolumen von rund 130 Millionen Euro – übrigens das größte Vorhaben, das gegenwärtig in der Obersteiermark verzeichnet wird – könnte bereits in seiner Entstehungsphase der gesamten Region enorme Impulse vermitteln.

 

Welche wirtschaftliche Bedeutung hat die Errichtung der zweiten Papiermaschine für den Standort Pöls ?

 

Mit der Inbetriebnahme der zweiten Papiermaschine werden wir zu einem der weltgrößten Hersteller von gebleichtem MG-Kraftpapier. Das ist angesichts der Tatsache, daß  andere Papiererzeuger schrumpfen statt zu wachsen, sehr bemerkenswert und hat für die gesamte Region viele positive Aspekte. Nicht nur für die große Zahl von Zulieferern, deren Existenz in einem nicht unbedeutenden Maße auch von der Performance unseres Unternehmens abhängt, sondern auch für die eigenen Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze nicht besser abgesichert werden könnten.

 

Und die Auswirkungen auf die Region selbst ?

 

Wer die neue Papiermaschine liefert, steht zur Zeit noch nicht fest, wird sich aber demnächst entscheiden. Insgesamt werden sich an den Bauarbeiten, die ja nicht nur die Maschine selbst sondern auch das gesamte Umfeld betreffen, mehr als 160 Unternehmen beteiligen. Hunderte Mitarbeiter von Lieferanten werden gleichzeitig auf der Baustelle durch Monate tätig sein und damit Pöls und der gesamten Region einen enormen wirtschaftlichen Impuls vermitteln. Da die meisten Monteure während der Bauarbeiten vor Ort wohnen, wird dies besonders auf die Nächtigungszahlen des Murtales eine nachhaltige Auswirkung haben. Ich kann jetzt schon sagen, dass viele heimische Unternehmen am Bau beteiligt sein werden. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.

 

Wie stellt sich das abgelaufene Wirtschaftsjahr für die Zellstoff Pöls AG dar ?

 

Wir sind mit dem abgelaufenen Wirtschaftsjahr sehr zufrieden, sowohl was die Papier- wie auch die Zellstofferzeugung anlangt. 2016 erwirtschafteten wir einen Umsatz von rund 251 Millionen Euro und erreichten ein akzeptables Ergebnis. Insgesamt haben wir im vergangenen Jahr rund 80.000 Tonnen Papier und 430.000 Tonnen Zellstoff erzeugt. Durch die 2017 erfolgte Ausweitung der Zellstoffproduktion werden wir bereits vor Inbetriebnahme der neuen Papiermaschine mehr als 455.000 Tonnen erzeugen.

 

Alles eitel Wonne – oder gibt es auch Sorgen ?

 

Durchaus, denn die Personalsituation bereitet uns Sorgen. Wir müssen, wie auch andere Unternehmen in der Region, einen akuten Mangel an Fachkräften feststellen. Es wird immer schwerer, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Das merken wir nicht nur bei ausgelernten Kräften sondern auch auf Lehrlingsebene. So suchen wir für die im September geplante Aufnahme von Auszubildenden noch immer geeignete Bewerber, speziell in den Bereichen des Maschinenbaus und der Elektrik. Meine Einladung ergeht daher an alle Jugendlichen, die Interesse an einer derartigen Ausbildung haben und einen sicheren Job schätzen, sich bei der Zellstoff Pöls AG zu bewerben.

 

Wann beginnt nun die Umsetzung des Projektes der zweiten Papiermaschine ?

 

So rasch wie die Entscheidung, eine zweite Papiermaschine in Pöls zu bauen, gefallen ist, so rasch geht es auch an die Umsetzung dieses Projektes. Wir haben am 16. August mit den Engeneering-Arbeiten begonnen und bereiten in den kommenden Monaten das Baufeld, das zwischen dem Zellstoffwerk und der bestehenden Papiermaschine liegt, vor. Diese rund 5.000 Quadratmeter große Fläche eignet sich perfekt für die Errichtung der „PM 3“, stellt unsere Mitarbeiter aber vor große logistische Herausforderungen. Bis Jahresende werden jedenfalls alle Voraussetzungen geschaffen, um mit dem Bau beginnen zu können. Dazu wird ein Aushub von mehr als 35.000 Kubikmeter Schottermaterial erforderlich werden, das in den verdichteten Boden wieder eingebracht wird. Diese Maßnahme ist notwendig, um so einen festen Untergrund zu schaffen, der vorallem die Last des Glättzylinders mit einem Gewicht von mehr als 200 Tonnen, tragen kann. 2018 werden die Bauarbeiten an der Halle beginnen, die mit einer Länge von 150 Metern und einer Breite von 30 Metern ähnliche Dimensionen aufweist, wie die bereits bestehende Halle der „PM 2“.

 

Bis wann wird die zweite Papiermaschine ihren Betrieb aufnehmen ?

 

Wir hoffen, den Hauptrohbau bis Mitte 2018 abschließen zu können, die Fertigteilbauweise mit Betonstützen wird einen raschen Bauverlauf möglich machen. Ab August des nächsten Jahres soll dann mit der Maschinenmontage begonnen werden. Bei all diesen Vorgängen können wir auf die Erfahrungen beim Bau der ersten Papiermaschine zurückgreifen. Im Frühjahr 2019 sollten diese Arbeiten abgeschlossen sein, sodaß der Inbetriebnahme Mitte 2019 nichts mehr im Wege steht. 2020 wollen wir den Vollbetrieb erreicht haben.

 

Gibt es weitere Unternehmensziele für die kommenden Jahre ?

 

Unsere Devise heißt wachsen, wie sie aus den von mir bereits eingangs beschriebenen Zahlen erkennen können. Derzeit exportieren wir nicht nur in viele europäische Ländern sondern auch nach Übersee. Die zweite Papiermaschine gibt uns die Möglichkeit, weitere Märkte in Zukunft zu erschließen. Zusätzlich gibt es natürlich Pläne und Überlegungen, wie man den Pölser Standort weiter entwickeln kann. Auch die Erzeugung neuer Produkte ist dabei nicht ausgeschlossen, wenn wir uns damit den Marktgegebenheiten noch besser anpassen können.

 

Interview: Heinz Waldhuber